Türkei-Reisen 2011
Landkreis. Irgendwie weisen die Reisen, die ich für die NaturFreunde ausgerichtet habe, immer einen Hauch von Abenteuer auf. Auf jeden Fall hat der holländische Schneider „Van der Stange“ mit seinen „All-inclusive-Angeboten bei mir seine Finger nicht mit im Spiel gehabt. Das wäre auch hier nicht möglich gewesen; denn für diesen Trip gibt es nur Linienflüge und auch die Hotels können sich höchstens in der türkischen Ferienzeit mal über eine besondere Auslastung freuen. Über Istanbul,

wo ein Extra-Tag zum Besuch der WeltKulturerbeStätten festgeschrieben war, ging es mit dem Flieger gleich an die Küste des Schwarzen Meeres bei Trabzon. Auf dem Weg ins Kackar-Gebirge zum ersten Inlandsquartier schon ein Stopp bei einer TeeFabrik,

die allerdings zum Besuchszeitpunkt die Produktion noch nicht aufnehmen konnte, da der Winter sehr lange gedauert hat. Gleichwohl nahm der Direktor sich Zeit, in gestraffter Form auf die Teeproduktion und Vermarktung einzugehen und gab außerplanmäßig den hauseigenen Shop zum Einkauf frei. Ein auf dem Weg liegender Standort von seltenen Schmetterlingsknabenkraut
 wurde anschließend aufgesucht und das Umfeld gab schließlich den richtigen Rahmen für unser 1. Picknick

im Freien. Am Fuße des ZiganaPasses bezogen wir bei Macka am Ausgang der AltindereSchlucht  unser Hotel

auf der Reise vom Schwarzen Meer durch das Pontische Gebirge in die Ararat und VanseeRegion. Abends noch ein wenig die Beine vertreten und mit dem Inhaber unseres Hotels auf einen in der Nähe liegenden Friedhof, den ich auf meiner 2010Vorbereitungstour als Standort für verschiedene Orchideen kennen gelernt hatte. Auf dem Rückweg hatte ich noch die Besichtigung der hoteleigenen Forellenzucht organisiert. Natürlich hätten wir hier statt des üblichen Abendessens auch jeden Tag Forelle essen können. An einem nächsten Tag orderte die ganze Gruppe Forellen  einige auch Übergrößen,
die in Zuchtanlagen aus dem Schwarzen Meer kamen. Als erster Höhepunkt stand ein Besuch des SumelaKlosters (19,20) auf dem Programm, dass mit seiner exponierten Lage, einem Adlerhorst an hängender Felswand gleicht, schon in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts in kaum einen Kalender fehlte. Der vom türkischen Veranstalter Ceven Travel verpflichtete geprüfte Özkan Falay, Reiseleiter mit deutschem Sprachstudium und profunden Geschichtskenntnissen, machte bald auch den Letzten klar, warum das Kloster eine der drei Attraktionen im östlichen Anatolien darstellt. Die aufmerksame Küchenmannschaft hatte inzwischen ein mir bekanntes Seitental am rauschenden Altindere
(Goldbach), der auch dem Nationalpark seinen Namen gab, aufgesucht und dort mit kleinen Hockern an Transportkisten-Tischen eine warme Mahlzeit angerichtet, die von der Gruppe mit Begeisterung aufgenommen wurde. Am nächsten Tag ging es auf der neuen Passstraße auf den Zigana Pass in ca. 2000m Höhe. Dort gab es einen Orchideenstandort mit Blassem Knabenkraut (Orchis pallens),
welche, auch tatsächlich wieder in bestem Blütenzustand angetroffen wurde. Anders als 2010, wo ich wegen eines vorbeiziehenden Gewitters nicht mehr in bestem Licht fotografieren konnte, waren hier sofort Fotos möglich und ich gab der Gruppe noch zur Kenntnis, dass ich im letzten Jahr einen weiteren Besuch am nächsten Tag machte, aber nicht eine Orchidee der voll erblühten 14er Gruppe wieder fand. Ich rieb mir die Augen und wähnte mich schon am falschen Platz, als frische Ziegenköttel schließlich für Aufklärung sorgten. Vierzehn Pflanzen in Bestzustand, die noch keine Saat produziert hatten auf dem Weg durch das Innere der fraßgewaltigen Tiere! Die Gruppe hatte dieses Jahr aber nicht nur an dieser Stelle Glück, es wurden neben vielen anderen Orchideen von Knabenkräutern über Waldvögelein und Ragwurzen noch die als besonders gefährdet geltende Kappenwurz (Steveniella satyrioides)
in einigen Exemplaren gefunden. Die Kaukasische Ragwurz

dagegen war ein Endemit in Kaukasien und wurde überall angetroffen. Nun galt es das KackarGebirge als Ausläufer des pontischen Gebirges mit seinen schneebedeckten Gipfeln und Pässen







bis in den 2.600-Meter-Bereich zu überqueren und dann im  Wintersportort Erzurum am Palandöken (3.176m),

der auch der gleichnamigen Provinz ihren Namen gab, ein neues Quartier für zwei Nächte zu beziehen. Ein volles Programm bescherte einen frühen Aufbruch und die Ereignisse nahmen mit der georgischen Haho Kuppelbasilika aus dem 10. Jh. unweit der Tortum Wasserfälle
ihren Lauf. In dem Gotteshaus wird seit dem 17. Jh. zu Allah gebetet. Interessant ist hier auch, dass die georgischen Christen noch im 20. Jahrhundert Wagenladungen von Korn anlieferten um die Dörfler zur Pflege ihrer alten Kirche zu bewegen. Der Tortum Wasserfall (32) beeindruckt alle mit seinen FrühlingsSchmelzwässern. Er verkümmert in den Sommermonaten zu einem Rinnsal. Hier machen wir wieder unser Picknick um dann botanisch Iris

und Orchideenbestände aufzusuchen, bevor wir die Peri Bacalari,

was auch mit Feenkaminen übersetzt wird, aufsuchten. Die Guides überbrücken ihre Fotopause
mit einem Tänzchen
Hinsichtlich der wunderschönen Ockerfarben kaum mit den farblosen Pyramiden in Kappadokien zu vergleichen, kamen meine Mitreisenden echt ins Schwärmen. Hier habe ich mich auch besonders über die achtungsvolle Reaktion von Reiseleiter und Veranstalter gefreut, die diesen Ort, der natürlich auch in keinem Reiseführer steht, selber noch nicht kannten. Da auch noch ein nahe gelegenes Dorf aufgesucht

wurde, war es dunkel, als wir in Erzurum zurück waren. Die erste Besichtigung am neuen Morgen galt in der mit 370.000 EW zählenden größten Stadt Ostanatoliens der Ulu Cami Moschee von 1179, deren siebenschiffiges Dach von einem Wald von Säulen getragen wird. Gleich daneben die Cifte Minareli Medrese


mit ihrem Doppelminarett, die die bedeutendste Sehenswürdigkeit Erzurums ist und deren Entstehung im 13. oder frühen 14. Jh. angenommen wird. Die  Hochschule ist wohl die größte Anatoliens gewesen und wurde von Steinmetzen mit reichlichem Reliefschmuck ausgestattet der viele Besucher aus dem In und Ausland interessiert.

Kars und die alte Armenier Hauptstadt Ani direkt an der armenischen Grenze waren die nächsten Punkte auf dem Tourenkalender jedoch nicht ohne bei der Festung Hasankale
und  der direkt an der Straße nach Kars/Dogubayazit gelegenen Cobandede
Brücke aus dem 13. Jh. einen Fotostopp zu machen. Ein Picknick am Fluss Aras Nehri und ein ObsidianVorkommen an der Straße nach Kars leiten in den letzten Tagesabschnitt über, der mit einer kurzen Besichtigung der Altstadt von Kars mit der Zitadelle

und der ehemaligen Apostelkirche Kars Cümbet Camil

in der heute zu Allah gebetet wird, beginnt und mit einem Abendessen vom Büfett im Hotel endet. Morgens steht der Besuch der ehemaligen armenischen Hauptstadt Ani




an, die nachweislich auf das 5. Jh. zurückgeht. Als die Stadt an der nördlichen Seidenstraße gelegen 1045 den Byzantinern übergeben wird, zählte man mehr als 100.000 EW und war weithin als die Stadt der 1001 Kirchen bekannt. Auch hier zeigte sich die Gruppe von der alten Kultur beeindruckt. Die Küchen Crew hatte die Besichtigungszeit ihrerseits für die Zubereitung des Mittagessens genutzt, das sich alle schmecken ließen, bevor es in Richtung Dogubayazit, dem Geschäftssitz des Veranstalters Ceven Travel ging. Unterwegs und das hat mich richtig positiv überrascht, noch der Besuch eines Salzbergwerks


in das wir mit dem ganzen Bus gefahren sind. Mit der einbrechenden Dunkelheit erhaschen wir noch einen Blick auf den Ararat
mit einem fast vollen Mond. Vor dem Hotel Jugendliche auf einem Motorrad
Hier gab es vom Frühstücksraum auf der Dachterrasse einen traumhaften Blick auf den Ararat,
der auch dringend nötig war um die Unzulänglichkeiten bei der Raumpflege wenigstens einmal am Tag in den Hintergrund zu schieben. Solchen wirklich nicht nötigen, aber in ähnlicher Form überall zu beobachtenden Umgang mit dem Eigentum führten die NaturFreundeReisenden auf den Umstand zurück, dass Frauen mehr oder weniger das Haus nicht verlassen und demgemäß auch für die Raum und Hotelpflege nicht zur Verfügung stehen. Und wo sollen Männer, die den ganzen Tag in Kaffeehäusern sind, etwas von Raumpflege lernen!